8. Fahrtag

Up- und Downhill zum Gardasee
(per aspera ad aqua):


Breguzzo - Bocca dell´Ussol - Tremalzo -
Gardasee (Riva)

Heute morgen also die Bocca dell´Ussol. Es sind ja wirklich nur noch ein paar Meter Straße bis zum Einstieg. Der Weg ist zunächst asphaltiert und angenehm zu fahren. Steil, aber fahrbar. Im oberen Bereich, schon nahe der Malga Gavardina wächst wild der Goldregen in den Hängen und blüht leuchtend gelb. An der Malga Casinotto müssen wir absteigen und finden nach kurzer Orientierung den Steig durch den Wald, der steil bergauf in die Scharte führt. Herrlicher Rundblick.

Bocca dell´Ussol
Blick von der Bocca dell´Ussol zurück in die Brenta Blick von der Bocca dell´Ussol zurück in die Brenta Abstieg von der Bocca dell´Ussol: Val dei Concei
Jürgen  erreicht die Bocca dell´Ussol oben gibt es eine kleine Kaverne.  Die heißt Fiedenkapelle, sieht aber mehr wie das völlige Gegenteil aus: Ich vermute das war ´mal eine Geschützstellung
Mathias vor dem Val dei Concei Der Weg bergab ist erst gar nicht, dann nur mit viel Mut fahrbar. Technisch sehr schwer und oft wirklich unfahrbar (Bachbettpassage) und ich schiebe weit runter ins Tal. Hat aber auch sein gutes: In den bunten Wiesen wachsen viele Alpenblumen, wie z.B. die Feuerlilie in einem geradezu absurden Rot (gibts bei uns nur als Vorgartenblume). Dazwischen Apollofalter (Schmetterlinge), die ganz erstaunlich gut fliegen, kleinste Aufwinde nutzen können und sich ohne Anstrengung mühelos in den steilen Wiesen hoch und runter bewegen können (im Gegensatz zu unserer Fortbewegungstechnik). Erst kurz vor der Brücke Ponte Glera kann ich wieder aufsteigen und zügig gehts nach Lenzumo zum leckeren Mittagessen in einem Albergo.

Jetzt trennt uns nur noch ein Berg vom Ziel: der Tremalzo-Paß (Asphaltauffahrt). Wir lassen die ganzen Verkehrsschilder nach Riva unbeachtet und fahren auf Straße zum Ampola-Paß. Hier geht es nach links ab in die Rückseite der Gardasee-Berge.

Kehre an Kehre windet sich das graue Band durch den Wald. Angenehm zu fahren, hier im Schatten. Und im oberen Teil ist es sogar etwas flacher als unten. Klick, Klick - 2 Gänge wieder raufschalten und nach insgesamt 1½ Stunden stehen wir im Paß und sehen den Gardasee 1.800 m unter uns. Noch ein Cappuchino und weiter gehts zunächst ein Stückchen bergauf zum Tremalzo-Tunnel und dann den Fahrweg durch spektakuläre Felsformationen zum Notapaß. Wunderschön, aber leider gibt es so Typen, die zeigen wollen, daß sie diese schmalen Schottersträßchen auch mit ihrem Auto fahren können. Das nervt ziemlich.

am Tremalzo-Pass. Der Berg ist der Tremalzo - Da geht der berühmte kleine Tunnel durchTremalzo-Tunnel
Vom Tremalzo: Mittendrin sieht man den GardaseeLandschaft der Gardasee-Berge

Wir fahren durch skurile Felslandschaften und lichte Wälder Weg 421 über den Bestanapaß zur Bocca Fortini und zum Guilpaß. Das sind sicher nicht die berüchtigten Gardasee-Monsterdownhills. Uns drängt ziemlich die Zeit, denn es ist schon später Nachmittag und noch ein weiter Weg nach unten. Großartige Verfahrer können wir uns jetzt nicht mehr leisten.

Am Guilpaß erscheinen uns die möglichen Wege im Fels oberhalb des Gardasees alle zu unsicher (das kann man besser probieren, wenn man morgens auf dem Tremalzo steht) und wir fahren durchs Val San Antonio auf Fahrwegen ab ins Val di Ledro. Teilweise ist es extrem steil (aber fahrtechnisch einfach) und wir stehen sozusagen in den Bremsen.

Da krisset anne Finger.

Die Felgen werden so heiß, das man sie nicht mehr anfassen kann - das hatte ich so bisher noch nicht erlebt und liegt daran, daß es keine Stellen gibt, wo man auch mal rollen kann und die Felgen wieder abkühlen.

Sitzt ihr gut? o.k.

Weiter gehts nämlich die Auto-Fahrstraße runter durch den langen Tunnel nach Riva. Ich weis, jetzt wendet sich der Leser entsetzt ab und Sympathie weicht blanker Fassungslosigkeit. Andere Biker träumen von den Gardaseetrails für sportliche MTB-Touren oder auch zur reinen Runterfahrerei (Downhill) und wir fahren durch den Tunnel. Aber was soll man machen?

Es fing am dämmern.

Also der Vollständigkeit halber: Der Tunnel ist zwar lang und doof aber problemlos. Zweispurig breit ausgebaut (eine Spur / Richtung), gut beleuchtet, arschglatter Asphalt und so großes Gefälle, daß man ohne viel Arbeit mit 60 km/h runterrollen kann. Dadurch ist die Geschwindigkeitsdifferenz zu den wenigen Autos nur klein und man fühlt sich nicht unsicher. Es ist eher langweilig - besonders im Gedanken an die entgangene Freuden in Trails an der frischen Luft.


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